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Fakultät Sozialwissenschaften

Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie

mit den Schwerpunkten Allgemeine Soziologie, Theorien der Moderne, Globalisierung, Wissens- und Kultursoziologie, Soziologie der Menschenrechte, Soziologie des Alltags, Soziale Ungleichheit, Geschlechterforschung, Interpretative Sozialforschung.

Reflexive Modernen und die Kosmopolitik des Sozialen

Die Geschichte der Moderne ist eine gebrochene Geschichte. Die Versprechen der Aufklärung auf Freiheit und Gleichheit sind in vieler Hinsicht nicht erfüllt, ‚die‘ Moderne ist ein unvollständiges Projekt geblieben. Sie hat zugleich plurale, höchst unterschiedliche Formen angenommen, eine einheitlich gefasste Moderne gibt es nicht. Unter den Bedingungen von Individualisierung, Globalisierung sowie angesichts weltweit erfahrbarer Risiken und Problemlagen finden – strukturell und kulturell forcierte – Umbrüche statt, durch die sich neue Denk- und Handlungsspielräume eröffnen. Sie umfassen die Einbeziehung des zuvor Ausgeschlossenen in den Kontext der je eigenen Lebens- und Alltagswelt; sie lösen etablierte, institutionell stabilisierte Unterscheidungen auf; sie erzeugen neuartige Legitimationszwänge und Dynamiken der In- und Exklusion (z.B. im Bereich globaler und lokaler Ungleichheit, der Geschlechter- und der Naturverhältnisse) und verändern die gesellschaftliche Konstruktion von Wirklichkeit sowohl in globalen als auch lokalen Zusammenhängen. Dies fordert die Grundlagen und Perspektivierungen soziologischer Gesellschaftsanalyse auf der Ebene der Theorie, der Methodologie und der Methoden heraus.

Das Arbeitsprogramm des Lehrstuhls wendet sich einer Transformation und Verwandlung von Moderne z.B. auf der Ebene von Subjektkonstruktionen, Erfahrungsräumen, Existenzweisen, sozialem und politischem Handeln zu. Untersucht werden Veränderungen symbolischer und materialer Ordnung sowie deren gesellschaftliche und kulturelle Voraussetzungen und Folgen. Von Interesse sind die Differenzierungen und Grenzverschiebungen innerhalb der humanen (auf ‚den‘ Menschen bezogenen) und zur nicht-humanen Welt (Natur, Dinge). Das Augenmerk gilt dabei der Frage der diskursiven und praktischen Genese von Wissen über die Welt, was sowohl Alltagswissen als auch wissenschaftliches Wissen umfasst.

Aktuelle Forschungsthemen beziehen sich auf die Kultur der Menschenrechte im Spannungsfeld von Universalität und Partikularität, das Verhältnis von Globalität – Lokalität – Raum, Wissenskulturen, Alltagskulturen, Geschlechter- und Naturverhältnisse. Theorie- und forschungsprogrammatisch sind die Arbeiten des Lehrstuhls an der Entwicklung des Konzepts einer ‚Kosmopolitik des Sozialen‘, an der Analyse pluraler, reflexiver Modernen sowie alltags- und lebensweltanalytischen Zugängen orientiert. Dies schließt die Befassung mit innovativen, kreativen Methodenentwicklungen und die kritische Reflexion methodologischer Grundlagen ein.

 

Dortmund, Dezember 2022